Estepona, Marbella und dann gestrandet…

Wir verließen am 5. Oktober die Marina Alcaidessa und damit Gibraltar in Richtung Osten und verbrachten die nächste Nacht in Estepona. Der Hafen dort ist schön, aber schon etwas in die Jahre gekommen, wie auch die Gebäude rundherum. Viele Engländer sind hier, daher gibt es auch die entsprechenden Pubs und Restaurants. 


Nach einer ruhigen Nacht ging es weiter nach Marbella, bekannt als der Jetset Hotspot an der Costa del Sol. Die dicken Jachten liegen in Puerto Banas, etwa 5 km süd-westlich von Marbella. Der Hafen dort ist daher leider unbezahlbar. Witzigerweise hat Marbella direkt noch zwei Marinas, die deutlich billiger sind. Wir entschieden uns für die Marina am Fischerhafen, hier kostete die Übernachtung nur 25 Euro und nach nur 500 Metern beginnt dort die Strandpromenade, in 15 Minuten ist man zu Fuß mitten in Marbella.


Außer der Strandpromenade gibt es allerdings nicht viel zu sehen. Unsere Freunde von der Ho’okipa waren aber ebenfalls hier und so beschlossen wir am nächsten Tag mit dem Auto in die Berge nach Ronda zu fahren.

Ronda ist eine kleine Stadt und liegt auf über 700 Metern Höhe auf einem Felsplateau mit steilen Felswänden, das von einem durch einen Fluss gebildeten Canyon durchschnitten wird. 


Diese Schlucht trennt die Altstadt von dem jüngeren Stadtteil und es gibt drei Brücken, die die beiden Stadtteile verbinden. Die bekannteste ist die Puente Nuevo, die im 18. Jahrhundert erbaut wurde. 

Hier sind tausende von Touristen aus allen möglichen Ländern unterwegs.


Hier noch ein paar Eindrücke von der Stadt, es hat uns dort sehr gut gefallen.


Am nächsten Tag, wieder zurück in Marbella, stellte ich bei der Kontrolle der Ölstände fest, dass sich im Backbord Saildrive (das Getriebe was den Motor mit der Schiffschraube verbindet) Wasser im Öl befindet. Wir hatten in der letzten Zeit öfter mal Gras und auch Angelschnüre im Propeller, einmal musste ich tauchen und einen Teil des Saildrive unter Wasser demontieren, um die Schnur wieder herauszubekommen. Offensichtlich wurde durch die Schnur die untere Dichtung des Getriebes beschädigt, so dass Wasser eingedrungen ist. Die Dichtung musste also dringend gewechselt werden, sonst droht ein schwerer Getriebeschaden mit entsprechend hohen Kosten, das geht aber nicht wenn das Schiff im Wasser ist. Leider ist es nicht so einfach eine Werft zu finden, die ein so breites Schiff aus dem Wasser heben kann. Der einzige Hafen in der Gegend mit dem entsprechend großen Travellift war in Sotogrande, kurz hinter Gibraltar. Wir mussten also wieder etwa 25 Seemeilen zurückfahren, zum Glück bekamen wir direkt einen Termin zum Lift-Out. Der 150 Tonnen Travellift ist schon echt gewaltig, unser Schiff sieht darin aus wie ein Spielzeug. 😳😬


Die Dichtungen mussten leider erst bestellt werden und so liegen wir nun hier an Land, zudem ist heute noch der spanische Nationalfeiertag, wenn alles klappt sind wir am Donnerstagabend, spätestens am Freitag wieder im Wasser. Dann geht es zurück nach Marbella und dann weiter nach Malaga.

Von Cadiz nach Gibraltar

Am 30. September verließen wir Cadiz, nach drei Tagen Zwangspause wegen des starken Ostwindes. Es war an diesem Tag zwar immer noch Wind bis 20 Knoten gemeldet, im Laufe des Nachmittags sollte er aber dann abflauen. Soweit die Wettervorhersage, da der Wind vom Land her wehte waren die Wellen nicht sehr hoch und wir konnten ein gutes Stück segeln. Dann kam das Kap Trafalgar in Sicht und der Wind frischte deutlich auf. Wir mussten nach dem Kap in Richtung Osten, genau gegen den Wind, der dort mit über 30 Knoten eine sehr hohe und unangenehm kurze Welle aufgeworfen hatte. Der Atlantik wollte uns scheinbar nochmal zeigen wo der Hammer hängt und so kämpften wir uns gute 10 Seemeilen mit den Motoren gegenan, mit ordentlich Salzwasserdusche der bis zu fünf Meter hohen Wellen inklusive. Das war das erste Mal das sich Wellen unter unserem Schiff brachen, und wir entschieden uns eine Nacht in Barbate zu verbringen, einem Schutzhafen direkt hinter dem Kap, da am nächsten Tag weniger Wind gemeldet war.

Der nächste Tag brachte dann deutlich bessere Bedingungen, allerdings immer noch Ostwind, so dass wir durch die Straße von Gibraltar motoren mussten. Tarifa, am westlichen Ausgang der Straße, ist bei Surfern und Kitern sehr beliebt. Hier ist die Südspitze der iberischen Halbinsel und der südlichste Punkt des europäischen Festlands. 


Die Straße von Gibraltar ist an der engsten Stelle nur ca. 7 Meilen oder 13 km breit, mit hohen Bergen auf beiden Seiten. Dadurch verstärkt sich der Wind wie in einer Düse und ist meist 1 bis 2 Windstärken höher als vor der Straße. Wir ließen Tarifa an Backbord und nach einigen weiteren Meilen kam dann der Felsen von Gibraltar in Sicht.


In der Bucht von Gibraltar, die einen natürlichen Hafen bildet, liegen jede Menge große Schiffe vor Anker. An fast allen liegen kleine Bunkerschiffe, die die großen Pötte mit zollfreiem Diesel bzw. Schweröl betanken. 


Hier in Gibraltar ist der Treibstoff extrem billig, daher nutzen viele Reeder den Zwischenstopp auf dem Weg vom oder in den Atlantik zum kostengünstigen Tanken. Wir haben das natürlich auch gemacht, mussten aber an die Tankstelle direkt in der Marina in Gibraltar fahren. Den Liter Schiffsdiesel gibt es hier für rund 60 Cent, fast die Hälfte des Preises in Spanien. Danach fuhren wir nur eine Meile in die Alcaidesa Marina auf spanischem Gebiet, direkt an der Grenze zu Gibraltar. Von unserem Liegeplatz hatten wir einen tollen Blick auf „The Rock“, wie Gibraltar auch genannt wird. Bei Ostwind (Levante) steht immer eine Wolke über dem Fels, aus der es auch gelegentlich regnet, während ringsum Sonnenschein und blauer Himmel herrschen. Diese Wolke zieht sich oft einige Meilen über den nördlichen Küstenstreifen der Straße von Gibraltar. Die Stadt selbst und die Häfen liegen also relativ oft im Schatten bzw. Regen (man könnte meinen, die Briten ziehen das förmlich an). 🙂


Am nächsten Tag ging es dann auf Besichtigungstour über die Grenze, die nur ca. 500 Meter von der Marina entfernt ist. Gibraltar ist eine Kronkolonie der Queen, gehört nicht zum United Kingdom und auch nicht zur Europäischen Union. Schon Homer beschrieb die Straße als die Säulen des Herkules, wobei der Felsen von Gibraltar die europäische und gegenüber der Jebel Musa im marokkanischen Rif-Gebirge die afrikanische Säule bildet.

Kommt man von Spanien (also von La Linea de la Concepción), dann ist da zunächst die Grenze mit Grenzpolizei, Zoll, Schranken – so wie man das noch von früher kennt. Es ist eben eine kleine EU-Außengrenze auf diesem Stück Sand, das den Fels mit Spanien verbindet. Gleich hinter der Grenze ist der Flughafen. Der gesamte Verkehr muß über das Rollfeld, das durch Schranken gesperrt wird, sobald ein Flieger kommt oder starten will. 


Die Lärmbelastung für die anliegenden Wohnhäuser auf beiden Seiten der Grenze ist enorm (ebenso für die Yachties in den Häfen). Man muß aber „nur“ mit etwa zehn Starts und Landungen pro Tag rechnen. 🙂

Gibraltar hat aufgrund seiner uralten Geschichte eine große Zahl historischer Bauwerke und Einrichtungen: Angefangen von einer maurischen Burg (Alcazaba) bis hin zum Friedhof für die Gefallenen bei der Schlacht von Trafalgar. Wir starteten unsere Besichtigungstour auf der Main Street, hier gibt es viele Souvenirläden und noch mehr zollfreie Läden, in denen man Zigaretten, Alkohol und Parfum günstig kaufen kann.


Etwa einen Kilometer vom Stadzentrum entfernt befindet sich die Talstation der Cable Car, einer schon etwas in die Jahre gekommenen Seilbahn, die einen in nur sechs Minuten auf die Spitze des Felsens bringt. 


Von hier hat man einen wirklich atemberaubenden Ausblick auf die Bucht, die Straße von Gibraltar bis hinüber nach Marokko.

Hier oben trifft man auch schon die ersten Bewohner des Felsens: Berberaffen!


Sie leben hier eigentlich frei, werden aber von den Menschen gefüttert. Eine Legende besagt, daß die britische Herrschaft in Gibraltar beendet ist, wenn der letzte Affe den Felsen verlassen hat. Da es hier eine große Anzahl der Tiere gibt könnte das also noch etwas dauern. 🙂

Von der Bergstation aus sind die weiteren Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß erreichbar. Definitiv einen Besuch wert ist die Tropfsteinhöhle St. Micheal’s Cave. Die Höhle wurde im oberen Bereich in einen Konzertsaal umgebaut, hier finden regelmäßig Konzerte statt. Die Beleuchtung und Akustik sind wirklich toll.


Von der Höhle aus ging es weiter über eine kleine Hängebrücke zum Apes‘ Den, hier kann man viele weitere Affen sehen.


Die Geschichte Gibraltars ist natürlich auch mit vielen Kriegen und Auseinandersetzungen verbunden, überall trifft man auf alte Geschützstellungen aus den vergangenen Jahrhunderten.


Eine weitere Sehenswürdigkeit sind die „Great Siege Tunnels“, in den Fels getriebene Tunnel aus der Zeit um 1780, dem letzten vergeblichen Versuch den Briten Gibraltar gewaltsam zu entreißen. 


Die Tunnel mit Durchbrüchen in der Felswand dienten als Geschützstellungen um Gibraltar nach Norden hin zu verteidigen. Sie wurden auch im zweiten Weltkrieg noch genutzt und weiter vorangetrieben.


Auf dem Rückweg ging es dann am Moorish Castle vorbei, einer auf das Jahr 1160 zurückgehenden Festungsanlage, zurück in die Stadt.


Der englische Einfluß ist hier nicht zu verleugnen. 🙂


Gibraltar ist auf jeden Fall sehenswert, wir werden morgen dann weiter Richtung Malaga fahren.

Von Faro nach Cadiz

Am 20. September sind wir von Culatra in der Lagune vor Faro in Richtung Spanien gestartet. Wir hatten schönes Segelwetter und so kamen wir relativ früh in Ayamonte an, dem ersten Hafen an der spanisch-portugiesischen Grenze. Der Ort liegt am Grenzfluss Guadiana und wir konnten unsere Uhren wieder auf MESZ umstellen. Schon witzig, am anderen Flussufer, keine 100 Meter entfernt, ist es eine Stunde früher… 🙂


Ayamonte ist ein schönes spanisches Städchen mit kleinen Gassen, vielen Tapasbars und Restaurants. Leider gibt es hier am Hafen auch einen kostenlosen öffentlichen Zoo wo die Tiere wohl nicht sehr artgerecht gehalten werden. Wir haben uns diesen Anblick erspart, von einem französischen Seglerpärchen haben wir dann gehört dass dort ein Löwe und ein Tiger auf engstem Raum dahinvegetieren. Tierschutz ist in Spanien leider oft ein Fremdwort. 😡

Wir haben in Ayamonte zwei Hafentage verbracht und die Zeit genutzt um mal wieder ausgiebig Wäsche zu waschen und das Schiff auf Hochglanz zu bringen. Am 22. September ging es dann mit einem nächtlichen Zwischenstop vor Anker in Mazagon weiter in die Bucht von Cadiz.


Wir haben die erste Nacht dort in einer Ankerbucht vor Rota verbracht, leider war der Ankerplatz etwas unruhig wegen des Schwells der vorbeifahrenden Großschifffahrt. Zumindest waren wir gut bewacht, in der Bucht befindet sich auch ein großer Stützpunkt der US Marine. 🙂

Am nächsten Tag haben wir in eine besser geschützte Bucht in der Nähe des Hafens von Puerto Sherry verholt, dort war es dann deutlich ruhiger. Wir wollten uns eigentlich nur kurz Cadiz anschauen und dann direkt weiter nach Gibraltar segeln. Das Wetter, bzw. der in der Straße von Gibraltar oft im Sommer vorkommende Ostwind, auch Levante genannt, machte uns leider einen Strich durch die Rechnung. Vorhergesagt war fast eine Woche Starkwind, an einem Tag sogar Sturm mit 8 bis 9 Beaufort (bis zu 50 Knoten bzw. 100 km/h Windgeschwindigkeit). Die Entscheidung war also klar, wir warten in Cadiz bis sich der Wind beruhigt hat. Nach drei Tagen vor Anker sind wir dann gestern in den Hafen von Cadiz gefahren, um uns die Stadt anzusehen. Puerto America, wie der Sportboothafen hier heißt, liegt direkt am Kreuzfahrtterminal und nur etwa einen Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Neben einem Schiff von Costa lag auch die Queen Elisabeth von Cunard Lines am Kai.


Cadiz ist eine schöne Stadt, die auf einer Landzunge in der Bucht erbaut wurde. Die Altstadt hat viele kleine, schmale Gassen, aber für eine Stadt mit dieser Lage und Historie gibt es erstaunlich wenige Sehenswürdigkeiten. Immerhin ist Cadiz eine der ältesten Städte Westeuropas.

Am Plaza España steht das Denkmal für die Verfassung von 1812.

Am Meer liegen mehrere alte Festungen, wir haben uns das Castillo de San Sebastián angeschaut.


Das Museum von Cadiz hat eine umfangreiche Abteilung mit historischen Funden aus allen Jahrhunderten. 


Besonders hervorzuheben ist die Kathedrale von Cadiz, vom Uhrenturm hat man eine tolle Aussicht auf die Stadt.


Das Gotteshaus ist reichlich mit Gold und anderen Reichtümern ausgestattet, für mich ist das immer etwas befremdlich. Viele Gläubige haben kaum genug zum Leben, aber die Kirchen werden auch mit deren Gaben derartig pompös eingerichtet. Und dann nehmen sie noch 5 Euro pro Person „Eintritt“ für die Besichtigung… Naja, meine Meinung. Ich wurde zumindest beim Betreten nicht direkt vom Blitz getroffen. 🙂


Die Stadt hat viele schöne Plätze und ist auch definitiv sehenswert. 


Wir bleiben noch bis Samstag hier, dann geht es weiter um den südlichsten Punkt des europäischen Festlands bei Tarifa nach Gibraltar und damit vom Atlantik ins Mittelmeer! 🙂

Von Portimao nach Faro

Gestern sind wir nach fünf Tagen in Portimao weiter Richtung Westen gefahren. Der Bereich zwischen dem Cabo de Sao Vicente und Faro wird auch Felsalgarve oder Barlavento (dem Wind zugewandt) genannt. Hier befinden sich hohe, gelegentlich von Sandstränden unterbrochene Felsklippen.


Die Felsen sind mehrfarbig und es gibt viele Felsnadeln die einzeln im Wasser stehen, Höhlen und Durchgänge.


Wir haben nach ein paar Meilen vor der bekannten Praia de Marinha geankert und sind mit dem Dingi durch die phantastische Szenerie gefahren, leider sind hier auch hunderte Touristen mit Booten unterwegs und es wird manchmal ziemlich eng. 🙂


Östlich von Faro beginnt dann die Sandalgarve, geprägt von den Gezeiten, ein Wattenmeer mit vielen flachen Sandbänken und weißen Stränden. Faro liegt in einer großen Lagune, der Ria Formosa, die von Dünen und Sandinseln begrenzt wird. 


In den Einfahrten zur Lagune herrscht bei Ebbe und Flut sehr starke Strömung. Wir hatten auch noch Springtide und damit fast fünf Knoten Strom gegen uns, dass Meer kocht geradezu, nach der Einfahrt wird das aber dann zum Glück schnell weniger.


Eine der die Lagune begrenzenden Sandinseln ist die Ilha de Culatra, auf der es nur ein kleines Fischerdorf mit ein paar hundert Bewohnern gibt. Hier ist es noch sehr ursprünglich und die kleinen Häuser und Sandwege erinnern mich ein bisschen an die Malediven.


Vor Culatra befindet sich ein großer Ankerplatz mit ruhigem, kristallklarem Wasser. Hier liegen im Moment sicher 50 bis 60 Segelboote vor Anker. 

Wir werden auch noch ein paar Tage bleiben, eventuell noch Faro oder Olhao besuchen und dann Richtung spanischer Grenze weiterziehen. Das sind von hier aus nur noch knapp 25 Seemeilen oder 50 Kilometer.

Von Cascais an die Algarve

Am 9. September haben wir unsere letzte Etappe an der portugiesischen Westküste gestartet. Von Cascais aus ging es 30 Seemeilen über die Bucht von Lissabon nach Sesimbra. Wir ankerten dort am Strand direkt vor dem Ort. In unserem Revierführer stand bereits dass es hier bei nördlichen Winden starke Fallböen gibt, so war es dann auch. In der Spitze hatten wir Böen bis 30 Knoten, mit genug Kette ist das aber kein Problem. Nach einer unruhigen Nacht ging es dann weiter nach Sines, dem Geburtsort von Vasco da Gama, dem berühmten portugiesischen Seefahrer und Entdecker des Seewegs um das Kap der Guten Hoffnung nach Indien. 

Von der kleinen Marina aus erreicht man den auf den Klippen gebauten Ort in einem kurzen Fußmarsch über Treppen und einige Serpentinen.

Vor der Kirche und der kleinen Festung steht eine Statue von Vasco da Gama. Im Hintergrund sieht man die Rede für die Tanker der nahen Raffinerie.

Am nächsten Tag sind wir früh und bei dichtem Nebel gestartet um die letzten 55 Seemeilen der Portugiesischen Westküste hinter uns zu bringen. Dieser Abschnitt ist für eben diesen Nebel und auch für starke Winde und hohe Wellen berüchtigt, besonders am Cabo de Sao Vicente, dem süd-westlichsten Punkt des europäischen Kontinents. Wir hatten „zum Glück“ nur dichten Nebel, aber wegen des bei Sines sehr hohen Verkehrsaufkommens und der dort ankernden Tanker war es doch eine Herausforderung. Wir hörten die Nebelhörner der Großschiffe sehr nah und von allen Seiten, dank Radar und insbesondere AIS „sahen“ wir aber alles und noch wichtiger: wir wurden ebenfalls gesehen. 🙂


Nach 50 Seemeilen Nebel mit Sicht meist unter 200 Metern haben wir dann das Cabo de Sao Vicente gerundet und danach verschwand der Nebel zum Glück sehr schnell und die Sonne kam heraus. Belohnt wurden wir dann mit der atemberaubenden Steilküste der Algarve.


Der Schwell und die hohen Wellen der Westküste liegen nun auch endlich hinter uns! 🙂

Wir ankerten bei zunehmendem Wind direkt hinter dem Kap und spät am Abend gab es dann nochmal etwas Aufregung. Wir wollten gerade ins Bett gehen und ich schaue abends immer nochmal draußen nach dem Rechten. Dabei fiel mir auf dass der Katamaran, der neben uns geankert hatte, nicht mehr da war. Ich konnte ihn dann aber ca. 500 Meter hinter uns sehen, der Anker hatte sich offenbar gelöst und er trieb aufs offene Meer raus. Es war zum Glück noch nicht zu weit, mit dem Dingi konnte ich schnell hinfahren und den Skipper wecken. Der schaute etwas blöd, konnte wohl selbst nicht glauben was passiert war, bedankte sich dann aber artig und ankerte nochmal neu, diesmal inklusive Anker einfahren… 🙂

Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Portimao. Hier verbrachten wir fast eine Woche vor Anker in der Bucht direkt vor der Stadt. Portimao ist ein durchgestylter Ferienort mit breitem Sandstrand und vielen Geschäften, Bars und Restaurants.

In der Ankerbucht liegen sehr viele Boote, dort gibt es aber auch einen schönen Strand mit Restaurants.


Das belgische Motorboot auf dem Bild oben machte uns aber leider Probleme, auch hier hielt der Anker an einem Tag mit starkem Wind nicht und wir mussten in einer nicht ungefährlichen Aktion unseren Anker unter ihm herausholen, sonst wäre es in uns hineingetrieben. Die ganzen fünf Tage war niemand dort an Bord, die Besitzer sind offenbar nach Hause geflogen und haben das Boot unbeaufsichtigt am Anker gelassen. Unfassbar wie leichtsinnig manche Leute mit ihrem Eigentum umgehen und damit noch andere gefährden.

Lissabon

Von Cascais aus sind wir die ca. 20 Seemeilen mit unserem Boot nach Lissabon gefahren. Die portugiesische Hauptstadt wurde von den Phöniziern etwa im 9. bis 7. Jahrhundert vor Christus gegründet, später von den Römern und Mauren besetzt, gelangte im Mittelalter als Hauptstadt der Entdecker zu Ruhm und Reichtum und wurde im Jahre 1755 durch ein Erdbeben zu 60 Prozent zerstört. Sie liegt am Rio Tejo, dem mit 1008 km längsten Fluß der iberischen Halbinsel. Er bildet östlich von Lissabon einen großen Binnensee, bevor er dann 15 km weiter westlich ins Meer mündet. Lissabon ist die größte Stadt Portugals, 2,6 Millionen Menschen leben im Einzugsgebiet der Stadt. Bei der Fahrt auf dem Tejo sieht man schon einige der Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel die Ponte 25 de Abril, eine 2.278 Meter lange Hängebrücke über den Tejo, die der Golden Gate Bridge in San Franzisco sehr ähnlich sieht.

Am Lissabon gegenüberliegenden Ufer steht hier auch eine Christus Statue wie in Rio de Janeiro, in der Tat ist es eine Nachbildung davon. Die Statue auf dem 75 Meter hohen Sockel ist 28 Meter hoch und damit die sechsthöchste Christus-Statue der Welt.

christus

Am Ufer des Tejo sieht man vor der Brücke den Torre de Belém, ein Wachtturm aus dem 15 Jahrhundert, heute UNESCO Weltkulturerbe.


Wir hatten versucht bei einer der drei Marinas direkt in der Stadtmitte einen Platz zu bekommen, leider war dort aber alles voll. Daher mussten wir noch ein Stück den Fluß hinauf fahren, bis zum Gelände der ehemaligen Weltausstellung vom 1998. Dort konnten wir in der Marina Parque Das Nações festmachen. Die Marina liegt sehr schön am Ufer des Tejo, leider ist sie nur durch zwei enge, offene Schleusen zu erreichen, in denen starke Strömung ist. Hier hätten wir uns beinahe das Boot zerstört, die Strömung zog uns an die Schleusenwand und nur mit viel Gas und Glück sind wir nicht angeschlagen. Die Marina ist auch schon sehr stark versandet, bei Ebbe ist die halbe Marina ein Wattgebiet.


Die Mitarbeiter sind aber sehr nett und hilfsbereit und man ist schnell mit dem Bus in der Stadt (1,80 EUR pro Person) und es gibt Supermärkte und ein Einkaufszentrum in Laufnähe.

Die Stadt selbst ist schön, leider hatten wir eine Hitzeperiode mit Temperaturen von über 40 Grad im Schatten, da war es kein Spaß in der Stadt rumzulaufen. Wir haben uns aber die Altstadt und das Gebiet am Ufer des Tejo angeschaut.

Personenaufzug in der Altstadt

Historische Straßenbahn

Heute sind wir wieder vor Anker in Cascais und werden morgen oder übermorgen Richtung Algarve weiterfahren. Es ist noch sehr warm  und sonnig hier und wir hoffen dass das auch noch bis mindestens Oktober so bleibt. 🙂

Cascais

Von Porto aus sind wir die portuguiesische Westküste weiter nach Süden gefahren. Olga und Valery von der Ho’okipa hatten für die nächste Nacht einen Liegeplatz in Figuera da Foz reserviert und wir beschlossen gemeinsam dahin zu segeln. Nach einer ruhigen Nacht im Hafen fuhren wir alleine weiter Richtung Lissabon und übernachteten vor dem Hafen von Peniche am Anker. Vom Hafen selbst wurde in allen Reiseführern abgeraten, weil hier Tag und Nacht Fischerboote jeder Größe an- und ablegen und deren Schwell direkt in die Marina läuft. So war es dann auch, selbst am Strand vor der Hafeneinfahrt wurden wir die ganze Nacht durchgeschüttelt. Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Cascais, vorbei am Cabo da Roca, dem westlichsten Ort des Festlands des europäischen Kontinents und damit auch dem westlichsten Punkt unserer bisherigen Reise! Vor der Entdeckung Amerikas war das hier das Ende der bekannten Welt.

cabodaroca

Nach dem Kap frischte der Wind beträchtlich auf und wir hatten bei 25 bis 30 Knoten Wind alle Hände voll zu tun um das nächste Kap zu runden, das uns dann nach Cascais führte.

Cascais ist eine wunderschöne Stadt etwa 30 Kilometer westlich von Lissabon, mit einer sehr großen Ankerbucht. Die Stadt selbst ist sehr gepflegt und sauber, mit vielen kleinen Gassen und schönen Häuserzeilen. Es gibt ein altes Castel mit einem Museum darin und einen großen aber teuren Jachthafen.

Wir lagen hier zwei Tage vor Anker und beschlossen dann nach Lissabon weiterzufahren. Man kommt von Cascais auch mit dem Zug dorthin, wir wollten das Schiff aber nicht so lange alleine am Anker lassen.