Von Cadiz nach Gibraltar

Am 30. September verließen wir Cadiz, nach drei Tagen Zwangspause wegen des starken Ostwindes. Es war an diesem Tag zwar immer noch Wind bis 20 Knoten gemeldet, im Laufe des Nachmittags sollte er aber dann abflauen. Soweit die Wettervorhersage, da der Wind vom Land her wehte waren die Wellen nicht sehr hoch und wir konnten ein gutes Stück segeln. Dann kam das Kap Trafalgar in Sicht und der Wind frischte deutlich auf. Wir mussten nach dem Kap in Richtung Osten, genau gegen den Wind, der dort mit über 30 Knoten eine sehr hohe und unangenehm kurze Welle aufgeworfen hatte. Der Atlantik wollte uns scheinbar nochmal zeigen wo der Hammer hängt und so kämpften wir uns gute 10 Seemeilen mit den Motoren gegenan, mit ordentlich Salzwasserdusche der bis zu fünf Meter hohen Wellen inklusive. Das war das erste Mal das sich Wellen unter unserem Schiff brachen, und wir entschieden uns eine Nacht in Barbate zu verbringen, einem Schutzhafen direkt hinter dem Kap, da am nächsten Tag weniger Wind gemeldet war.

Der nächste Tag brachte dann deutlich bessere Bedingungen, allerdings immer noch Ostwind, so dass wir durch die Straße von Gibraltar motoren mussten. Tarifa, am westlichen Ausgang der Straße, ist bei Surfern und Kitern sehr beliebt. Hier ist die Südspitze der iberischen Halbinsel und der südlichste Punkt des europäischen Festlands. 


Die Straße von Gibraltar ist an der engsten Stelle nur ca. 7 Meilen oder 13 km breit, mit hohen Bergen auf beiden Seiten. Dadurch verstärkt sich der Wind wie in einer Düse und ist meist 1 bis 2 Windstärken höher als vor der Straße. Wir ließen Tarifa an Backbord und nach einigen weiteren Meilen kam dann der Felsen von Gibraltar in Sicht.


In der Bucht von Gibraltar, die einen natürlichen Hafen bildet, liegen jede Menge große Schiffe vor Anker. An fast allen liegen kleine Bunkerschiffe, die die großen Pötte mit zollfreiem Diesel bzw. Schweröl betanken. 


Hier in Gibraltar ist der Treibstoff extrem billig, daher nutzen viele Reeder den Zwischenstopp auf dem Weg vom oder in den Atlantik zum kostengünstigen Tanken. Wir haben das natürlich auch gemacht, mussten aber an die Tankstelle direkt in der Marina in Gibraltar fahren. Den Liter Schiffsdiesel gibt es hier für rund 60 Cent, fast die Hälfte des Preises in Spanien. Danach fuhren wir nur eine Meile in die Alcaidesa Marina auf spanischem Gebiet, direkt an der Grenze zu Gibraltar. Von unserem Liegeplatz hatten wir einen tollen Blick auf „The Rock“, wie Gibraltar auch genannt wird. Bei Ostwind (Levante) steht immer eine Wolke über dem Fels, aus der es auch gelegentlich regnet, während ringsum Sonnenschein und blauer Himmel herrschen. Diese Wolke zieht sich oft einige Meilen über den nördlichen Küstenstreifen der Straße von Gibraltar. Die Stadt selbst und die Häfen liegen also relativ oft im Schatten bzw. Regen (man könnte meinen, die Briten ziehen das förmlich an). 🙂


Am nächsten Tag ging es dann auf Besichtigungstour über die Grenze, die nur ca. 500 Meter von der Marina entfernt ist. Gibraltar ist eine Kronkolonie der Queen, gehört nicht zum United Kingdom und auch nicht zur Europäischen Union. Schon Homer beschrieb die Straße als die Säulen des Herkules, wobei der Felsen von Gibraltar die europäische und gegenüber der Jebel Musa im marokkanischen Rif-Gebirge die afrikanische Säule bildet.

Kommt man von Spanien (also von La Linea de la Concepción), dann ist da zunächst die Grenze mit Grenzpolizei, Zoll, Schranken – so wie man das noch von früher kennt. Es ist eben eine kleine EU-Außengrenze auf diesem Stück Sand, das den Fels mit Spanien verbindet. Gleich hinter der Grenze ist der Flughafen. Der gesamte Verkehr muß über das Rollfeld, das durch Schranken gesperrt wird, sobald ein Flieger kommt oder starten will. 


Die Lärmbelastung für die anliegenden Wohnhäuser auf beiden Seiten der Grenze ist enorm (ebenso für die Yachties in den Häfen). Man muß aber „nur“ mit etwa zehn Starts und Landungen pro Tag rechnen. 🙂

Gibraltar hat aufgrund seiner uralten Geschichte eine große Zahl historischer Bauwerke und Einrichtungen: Angefangen von einer maurischen Burg (Alcazaba) bis hin zum Friedhof für die Gefallenen bei der Schlacht von Trafalgar. Wir starteten unsere Besichtigungstour auf der Main Street, hier gibt es viele Souvenirläden und noch mehr zollfreie Läden, in denen man Zigaretten, Alkohol und Parfum günstig kaufen kann.


Etwa einen Kilometer vom Stadzentrum entfernt befindet sich die Talstation der Cable Car, einer schon etwas in die Jahre gekommenen Seilbahn, die einen in nur sechs Minuten auf die Spitze des Felsens bringt. 


Von hier hat man einen wirklich atemberaubenden Ausblick auf die Bucht, die Straße von Gibraltar bis hinüber nach Marokko.

Hier oben trifft man auch schon die ersten Bewohner des Felsens: Berberaffen!


Sie leben hier eigentlich frei, werden aber von den Menschen gefüttert. Eine Legende besagt, daß die britische Herrschaft in Gibraltar beendet ist, wenn der letzte Affe den Felsen verlassen hat. Da es hier eine große Anzahl der Tiere gibt könnte das also noch etwas dauern. 🙂

Von der Bergstation aus sind die weiteren Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß erreichbar. Definitiv einen Besuch wert ist die Tropfsteinhöhle St. Micheal’s Cave. Die Höhle wurde im oberen Bereich in einen Konzertsaal umgebaut, hier finden regelmäßig Konzerte statt. Die Beleuchtung und Akustik sind wirklich toll.


Von der Höhle aus ging es weiter über eine kleine Hängebrücke zum Apes‘ Den, hier kann man viele weitere Affen sehen.


Die Geschichte Gibraltars ist natürlich auch mit vielen Kriegen und Auseinandersetzungen verbunden, überall trifft man auf alte Geschützstellungen aus den vergangenen Jahrhunderten.


Eine weitere Sehenswürdigkeit sind die „Great Siege Tunnels“, in den Fels getriebene Tunnel aus der Zeit um 1780, dem letzten vergeblichen Versuch den Briten Gibraltar gewaltsam zu entreißen. 


Die Tunnel mit Durchbrüchen in der Felswand dienten als Geschützstellungen um Gibraltar nach Norden hin zu verteidigen. Sie wurden auch im zweiten Weltkrieg noch genutzt und weiter vorangetrieben.


Auf dem Rückweg ging es dann am Moorish Castle vorbei, einer auf das Jahr 1160 zurückgehenden Festungsanlage, zurück in die Stadt.


Der englische Einfluß ist hier nicht zu verleugnen. 🙂


Gibraltar ist auf jeden Fall sehenswert, wir werden morgen dann weiter Richtung Malaga fahren.

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