Dieppe in der Normandie

Wir sind seit zwei Tagen in Dieppe in der Normandie. Dieppe war der erste mondäne Badeort der Pariser. Eine ganz zum Meer hingewandte Stadt, die auch die Stadt der vier Häfen genannt wird: Fischereihafen, Fährhafen, Jachthafen und Handelshafen. Der Jachthafen liegt direkt in der Stadt, gesäumt von Restaurants und Cafés.


Im Zweiten Weltkrieg fand hier in Dieppe am 19. August 1942 die Operation Jubilee statt, die Generalprobe für den späteren D-Day: Alliierte Truppen, insbesondere aus Kanada, versuchten in einer Stärke von etwa 6.000 Mann am Strand von Dieppe zu landen. Dieppe war zu diesem Zeitpunkt von deutschen Truppen besetzt. 907 Kanadier und mehrere hundert Soldaten anderer Nationen (Briten, Amerikaner und Deutsche) fielen; 119 alliierte Flugzeuge gingen verloren (davon mit 106 Stück der höchste Tagesverlust in der Geschichte der RAF), ungefähr 2.000 Mann kamen in deutsche Kriegsgefangenschaft. Von den 4.963 Kanadiern kehrten nur 2.210 nach dem Einsatz zurück, viele davon verwundet. Am Strand erinnern einige Gedenktafeln an diesen Tag.dieppe

Die Stadt ist wirklich sehr schön mit vielen alten Gebäuden und einer großen Burg an der Steilküste neben dem Strand.

Morgen geht es weiter Richtung Westen, wir fahren nach Le Havre und planen dann in Ouistreham zu übernachten.

Boulogne sur Mer und die Besonderheiten des französischen Schiffbaus…

Wir sind jetzt den zweiten Tag in Boulogne sur Mer, weil wir eine dringende Reparatur durchführen mussten. Das Backbordruder ließ sich nur noch sehr schwer bewegen und gab laut quietschende Geräusche von sich. Auf der Suche nach der Ursache stellten wir fest, daß das obere Ruderlager falsch eingebaut war, außerdem waren bei der Lageraufnahme sämtliche Schrauben nicht angezogen. Das führte dazu dass das Ruder kein axiales Spiel hatte und sich dadurch verklemmt hat. So wie es aussieht war das wohl schon ab Werk so, die Jungs in der Werft bei Fountaine-Pajot waren schlicht zu faul eine Schicht GFK abzuschleifen damit die Ruderaufnahme perfekt sitzt. Hier der Zustand „ab Werk“, man sieht ganz gut den Spalt zwischen dem GFK und der unteren Lagerschale (aus Metall):


Wir haben also den Dremel rausgeholt und das GFK entsprechend plan abgefräst:

Das Ruder läuft jetzt wieder leichter, bei Gelegenheit müssen wir das untere Lager aber auch nochmal kontrollieren, das geht aber nicht wenn das Schiff im Wasser ist.

Wir haben uns dann auch noch Boulogne sur Mer angeschaut, ein schönes kleines Städchen mit einer tollen historischen Altstadt.Morgen geht es weiter nach Dieppe, danach nach Le Havre wo wir ein paar Tage starken Wind abwettern werden. Es ist bis Windstärke 8 von Mittwoch bis Freitag gemeldet.

Bienvenue en France! :)

Wir sind am Donnerstag sehr früh in Breskens in Holland gestartet um wie geplant Belgien nur auf dem Wasserweg zu passieren. Die belgische Küste ist leider nicht sehr ansehnlich und es gibt dort auch nur wenige Häfen zum Übernachten. Also haben wir uns entschlossen direkt nach Dünkirchen in Frankreich zu fahren. Der Weg dahin war sehr anstrengend, wir hatten bis zu 25 Knoten Wind gegen den Gezeitenstrom und dadurch eine sehr unangenehme, kurze und hohe Welle. Für einen Katamaran ist das die ungünstigste Wellenart, die Welle bricht sich unter dem Schiff und schlägt mit Gewalt gegen das Brückendeck, das ganze Schiff wackelt und vibriert und stampft gegen die Wellen an. Man hat fast Angst dass das Schiff zerbricht…. tut es natürlich aber nicht denn es ist dafür gebaut das auszuhalten. Trotzdem ist das nicht schön und Pinky war die Angst im Gesicht abzulesen. Das hat ihr gar nicht gefallen.

In Dünkirchen haben wir in der Marina Port du Grand Large festgemacht, einer sehr modernen Marina mit guten Sanitäranlagen. Mit jedem Hafen Richtung Ärmelkanal steigt nun der Tidenhub, hier sind es bereits fast 5 Meter und entsprechend steil ist der Aufgang zum Land bei Niedrigwasser. Wir haben dann noch die Stadt angeschaut, hier ein paar Bilder:

Am nächsten Tag ging es dann weiter über Calais zum Eingang des Ärmelkanals. Die Gezeitenströmung war wieder mit uns und so hatten wir bis zu 9,5 Knoten auf der Logge. Leider gab es auch wieder ein wenig „Hackwelle“, zum Glück nicht so schlimm wie am Tag vorher. Dafür mussten wir sehr aufpassen da hier die Autobahn der Fähren nach England ist, die sind über 20 Knoten schnell und denken nicht daran einem Segelboot auszuweichen.

Gleich hinter Calais liegt das Cap Gris-Nez, eine Landspitze an der französichen Côte d’Opale.

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Die Sichtachse vom Cap Gris-Nez zum Shakespeare Cliff bei Dover bildet die Stelle, an der sich die Britischen Inseln (England) und Kontinentaleuropa (Frankreich) mit nur 33 km Entfernung am nächsten sind; dieser engste Abschnitt des Kanals hat eine eigene Bezeichnung, die Straße von Dover. Wir konnten dank der guten Sicht auch tatsächlich die Kreidefelsen von Dover sehen:IMG_3881

Hier gehen wir von unserem vorherigen Westkurs endlich wieder auf Südkurs. Damit ist auch sofort die unangenehme Welle weg und wir nehmen Kurs auf Boulogne sur Mer. Hier liegen wir nun mitten in der Stadt in der Marina und ruhen uns erstmal von den „Strapazen“ der letzten Tage aus.img_4681.jpg

Am Montag geht es weiter nach Dieppe, wir haben mit einem der Ruder Probleme, die wir hoffentlich dort lösen können ohne Cataluna aus dem Wasser nehmen zu müssen. Hier in Boulogne sur Mer gibt es ohnehin keine Möglichkeit solche Arbeiten durchzuführen.

Von Ijmuiden zur Westerschelde

Wir verlassen Ijmuiden morgens um 7 Uhr mit fallendem Wasser um die Ebbströmung Richtung Süden zu nutzen. Leider steht noch eine unangenehme Dünung von den Starkwinden der letzten Tage auf der Nordsee, die unser Vorankommen bremst und besonders Pinky muss unter den recht hohen und kurzen Wellen leiden. Ist ja auch das erste Mal für den armen Hund… Dazu haben wir auch noch den Wind genau gegenan und müssen motoren, was aber auf Grund der geplanten Strecke von fast 90 Seemeilen (180 km) ok ist, unter Segeln wären wir heute einfach zu langsam.

Mit der Zeit nimmt der Wind ab und die Wellen werden kleiner. Wir kommen gut voran und sind schnell auf Höhe Rotterdam, dem größten Hafen in Europa und der Mündung des Flusses Maas. Ein Teil des Hafens, der Europoort, ist sogar der größte Hafen für Petrochemie weltweit. Wir müssen die Haupteinfahrt des Hafens kreuzen und hier fühlen wir uns wie eine Schildkröte auf der Autobahn: wie an einer Perlenschnur reihen sich die Ozeanriesen aneinander. Vor allem die großen Containerschiffe sind bis zu 20 Knoten (40 km/h) schnell und man verschätzt sich sehr leicht, eben noch ein Punkt am Horizont ist man in der nächsten Minute schon vor einem gigantischen Bug. Mit Hilfe von AIS und der Funkunterstützung von Maas Entrance kommen wir aber sicher auf die andere Seite.

Danach geht es weiter durch die Provinz Zeeland (deutsch Seeland) in den südwestlichen Niederlanden. Die Provinz besteht aus einer Reihe von Inseln, Halbinseln und einem Stück Festland an der Grenze zu Belgien, genannt Zeeuws Vlaanderen („Seeländisch Flandern“).

Wir haben fast Windstille und zwischendurch eine spiegelglatte Nordsee. Eine private 70 Meter Motorjacht ist das einzige Schiff das wir sehen, von deren Tankfüllung könnten wir ein paar Jahre gut leben 🙂

 Nach fast 13 Stunden kommen wir in der Marina Breskens an. Hier können wir uns schon mal langsam an die Gezeiten im Ärmelkanal gewöhnen, der Tiedenhub ist hier schon über 4 Meter. Man sieht den Unterschied von Ebbe und Flut auf den beiden folgenden Bildern sehr schön:

Flut

Ebbe

Breskens ist ein kleiner Ort kurz vor der belgischen Grenze und eine Empfehlung von Frank, den wir in der Flevo Marina kennengelernt haben.Es gibt hier überall frischen Fisch und die Temperaturen fühlen sich auch schon sehr mediterran an.Im Supermarkt sieht man dass wir schon bald in Frankreich sind 🙂

Morgen geht es weiter, wir lassen die belgische Küste an Backbord und setzen Kurs direkt auf Dünkirchen am Eingang des Ärmelkanals.

Wir sind wieder unterwegs!

Nun waren wir fast sieben Wochen im Ijsselmeer, etwas länger als eigentlich geplant. Wir haben die Zeit genutzt für viele Verbesserungen und Upgrades am Schiff und einige Heimatbesuche. Beim letzten haben wir dann auch noch unser Auto verkauft, einige Freunde und die Familie waren in der Zeit auch noch zu Besuch bei uns und jetzt wird es langsam Zeit dass wir weiterziehen, bevor uns wieder Landbeine wachsen. 🙂

Heute haben wir die Flevo Marina in Lelystad verlassen und einen schönen Segeltag auf dem Markermeer Richtung Amsterdam gehabt, mit 15 Knoten Wind und Sonnenschein.

Nach einer Klappbrücke ging es dann durch die Schleuse nach Amsterdam, die war proppenvoll wie man hier sieht:


Die Fahrt ging dann mitten durch Amsterdam, vorbei an Bahnhof und Zentrum, leider war das Wetter dann nicht mehr so gut.


Von Amsterdam führt der Nordzee Kanal 25 km bis zur Nordsee bei Ijmuiden. Nach einer letzten Schleuse haben wir jetzt endlich wieder Salzwasser unter den Kielen und übernachten in der Seaport Marina in Ijmuiden.

Morgen geht’s dann weiter Richtung Belgien bzw. Frankreich, die Belgische Küste ist ja nicht sehr lang.