Von der Normandie in die Bretagne

Wir sind seit gestern abend in der Bretagne und haben seit einigen Tagen auch endlich wieder akzeptables Internet. Die französischen Häfen nehmen zwar sehr gerne unsere Euros, die WLAN’s sind aber fast durchgängig extrem langsam. Beschweren bringt da natürlich nichts, das muss man einfach so hinnehmen. Daher also jetzt mal eine komplette Zusammenfassung der letzten Tage: 🙂

Wir sind am 3. Juli in Ouistreham noch vor dem Hochwasser ausgeschleust und den ganzen Tag unter sehr guten Bedingungen bis nach Cherbourg gesegelt. Das war eigentlich der erste Tag seit dem Ijsselmeer an dem wir mal nicht den Wind genau von vorne hatten. Aber wie sagen die Segler: Es gibt drei Arten von Wind: zu wenig, zu viel oder von der falschen Seite 🙂


In Cherbourg haben wird dann zwei Tage in der Marina verbracht und eine Nacht am Anker. Nicht dass uns Cherbourg so gut gefallen hätte, die Stadt ist nicht wirklich sehenswert. Wir mussten aber auf günstige Wetterbedingungen für die nächste Etappe unserer Reise warten: Um das Cap de Hague und durch das berüchtigte Raz Blanchard – hier gibt es die stärksten Gezeitenströme in Europa, bis zu 12 Knoten (24 km/h) bei Springtide – und dann über die Kanalinseln Richtung Bretagne. Der Name Raz Blanchard (fr. blanc = weiß) ist laut Wikipedia darauf zurückzuführen, dass das aufgewühlte Meer mit weißem Schaum bedeckt ist. Wenn starker Wind gegen die Strömung steht bauen sich hier sehr hohe brechende Wellen auf. Wir haben natürlich genau die Springzeit erwischt und wollten dabei dann wenigstens keinen Starkwind haben.

courant-10-noeuds

Das wollten wir nicht! Raz Blanchard bei 10 Knoten Gezeitenstrom…

Am 7. Juli waren dann die Bedingungen recht gut, leichter Nord-Westwind mit 3 Beaufort. Wir sind 3 Stunden vor Hochwasser in Cherbourg gestartet, um zum Tidenwechsel am Cap Hague zu sein. Leider waren wir etwas zu früh dort, wegen einer Rückströmung auf dem Weg, so dass wir noch fast 6 Knoten Strömung gegen uns hatten. Man könnte auch sagen: Schlecht geplant… 🙂 Auf dem Bild unserer Seekarte sieht man schön wie wir fast 45 Grad schräg gegen die Strömung fahren mussten um das Kap zu umrunden.

Cap Hague

Nachdem die Strömung dann gedreht hatte ging es mit über 10 Knoten zwischen den englischen Kanalinseln hindurch. Das Raz Blanchard liegt zwischen dem Cap de Hague und Alderney, da die Strecke dazwischen nur 15 Seemeilen beträgt konnten wir Alderney schön sehen:


Danach ging es an Sark und Guernsey vorbei, hier auf dem Bild Sark:


Für ein paar Stunden waren wir in England. 🙂

Wir hätten uns übrigens gerne die Inseln angeschaut, leider ging das nicht weil Hunde auf privaten Booten dort nicht an Land gehen dürfen, sie dürfen nicht mal an Deck sein. Wenn man einen Hund aber per Fähre oder Flugzeug mitbringt ist das kein Problem. Diese Regelung erschließt sich uns nicht wirklich, aber dann lassen wir die Inseln mit Rücksicht auf Pinky halt aus! 😛

Nachdem wir Jersey an Backbord gelassen hatten steuerten wir direkt in Richtung Bretagne. Ziel war eigentlich die kleine Insel Ile de Brehat in der Bucht von St. Malo. Hier wollten wir ankern, nachdem ich mir dann aber nochmal genauer die Strömungsverhältnisse angeschaut habe und wir wegen der langen Strecke erst gegen 23 Uhr angekommen sind, haben wir uns entschieden stattdessen den Fluß Trieux hochzufahren und vor dem Ort Lézardrieux an dort fest installierte Bojen zu gehen. Das Risiko eines slippenden Ankers in 3 – 5 Knoten Gezeitenströmung während wir schlafen wollte ich erstmal nicht eingehen. Wir wollten ja nicht so enden wie diese englische Jacht einen Tag zuvor ganz in der Nähe.. 🙁

boat

Hier in Lézardrieux sind es über 10 Meter Tidenhub und die Strömung im Fluß ist schon immens. Da ist eine – hoffentlich – sichere Boje die bessere Wahl.

Ebbe… 10 Meter Wassersäule sind weg…

Einen kleinen Schreckmoment hatten wir dann aber doch, bei der Einfahrt in den Fluß verfing sich ein ziemlich großer Busch Seegras in unserem Steuerbordpropeller. Das blöde Seegras ist hier überall unterwegs und man muss teilweise Slalom darum fahren. Ich dachte erst wir sind irgendwo aufgelaufen, aber ein Blick auf den Tiefenmesser zeigte wie erwartet 35 Meter Wassertiefe. Wir sind dann mit nur einer Maschine (zum Glück haben wir zwei!) den Fluß hochgefahren und ich darf morgen bevor wir weiterfahren erstmal baden gehen und den Propeller und das Ruder saubermachen… 🙁


Bei der Einfahrt in den Fluß haben wir außerdem die ersten 1.000 Seemeilen auf unserer Reise geknackt! Unglaublich, über 1.800 Kilometer auf dem Wasser seit dem 25. Mai, als wir Travemünde und die kalte Ostsee hinter uns gelassen haben.

1000Miles

Lézardrieux ist übrigens ein sehr schöner kleiner Ort mit vielen Steinhäusern und einer alten Kirche. Man hat das Gefühl dass gleich irgendwo Asterix und Obelix um die Ecke kommen. 🙂

Hier scheinen auch viele Engländer herzukommen 🙂

Morgen geht es weiter Richtung Westen, Ziel ist dann Roscoff in der Bretagne.

9 Gedanken zu „Von der Normandie in die Bretagne

  1. Hallo ihr lieben! Viele Grüße von der Bergstraße! Eure Abenteuer hören sich fantastisch an und wir verfolgen stets eure updates und eure Route. Morgen müssen wir doch tatsächlich ohne euch zum Bachgass Fest eine Schande 😀 Liebe Grüße
    Anja Sebastian Paul und Max

  2. Hallo Ihr Bretonen hier spricht Gutemine 🙂 Ihr müsst UNBEDINGT mal Galette oder Crêpes Complet essen. Für echte Seemänner und Seefrauen genau das Richtige: Gefüllt mit Schinken, Käse und Ei. Lecker! Und wenn Ihr in den Süden der Bretagne kommt, am besten Moules Frites verspeisen. Die Moules kommen ca. 10 Minuten vor dem Servieren aus dem Meer :-)) Euch eine Gute Fahrt und in 5 Wochen sind wir auch in der Bretagne, vielleicht sehen wir uns!
    Liebe Grüße,
    Ursula

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