Von Mallorca nach Sardinien

Am 27. April sind wir am frühen Morgen gegen 6 Uhr aufgestanden, um die knapp 250 Seemeilen nach Sardinien in Angriff zu nehmen. Eigentlich wollten wir noch eine Nacht auf Menorca verbringen, aber laut Wetterbericht gab es eine Starkwindwarnung im Kanal zwischen Menorca und Sardinien in den nächsten 48 Stunden. Wir hatten also nach dem starken Mistralwind, der uns zwei Tage hier in Porto Colom auf Mallorca festgehalten hat nur ein Wetterfenster von etwa 40 Stunden, um die Strecke zu bewältigen. Wegen fehlendem Wind mussten wir außerdem die komplette Strecke mit den Motoren fahren. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 7,5 Knoten (knapp 15 km/h) kalkulierten wir 35 Stunden für die Überfahrt, inklusive einer Pinkelpause auf Menorca für Pinky. Die Arme musste danach nochmal 24 Stunden ohne Klo durchhalten, sie macht halt einfach ihr Geschäft nicht auf dem Boot, obwohl wir schon alle Tricks versucht haben.

Die ersten 50 Meilen nach Menorca verliefen ohne Probleme, das Meer war ruhig bis auf etwa 70 cm Schwell aus Nord, der noch vom Mistral der letzten Tage übergeblieben war.

Ein paar Fischerboote kreuzten unseren Kurs, sonst war nicht viel los. Auf Menorca angekommen fiel der Anker auf 5 Meter Wassertiefe in der ganz im Süden gelegenen Bucht Punta Prima. Pinky war schnell im Beiboot und nach einer ausgiebigen Runde an Land ging es dann auf direktem Kurs weiter nach Sardinien.

Unterwegs gab es eine Menge zu sehen, es kamen uns etwa 15 große Schildkröten bis zum Abend entgegen, alle auf Westkurs, keine Ahnung warum es so viele in der gleichen Richtung waren. Eine Schildkröte hatte sich ein größerer Vogel als Taxi ausgesucht, er stand auf ihrem Panzer und ließ sich kostenlos transportieren. Das sah wirklich witzig aus.

Viele Delfine waren auch unterwegs, allerdings fast ausschließlich die kleine Variante. Die sind deutlich agiler als ihre Verwandten, die großen Tümmler, sie springen mehr aus dem Wasser und reiten die Wellen, das ist wirklich schön anzusehen.

Gegen Abend gab es dann für mich eine Schrecksekunde, nur 50 Meter neben uns tauchte urplötzlich ein großer Wal auf. Er war ungefähr so lang wie unser Boot und blies beim Auftauchen lautstark ab, da kann man schon mal einen kleinen Herzinfarkt bekommen. Zum Glück hat er uns nicht gerammt, sowas kann auch böse ausgehen. Leider hatten wir die Kamera nicht so schnell bei der Hand.

Die Nacht war sehr hell, der Vollmond beleuchtete das Meer, so dass wir recht gut die Umgebung um uns sehen konnten. Es waren wenige Schiffe unterwegs, auf dem AIS System sahen wir zwar das eine oder andere Handelsschiff, aber alle in mehr als 50 km Entfernung. Wir wechselten uns alle zwei Stunden am Steuerrad ab, so dass wir beide auch ein wenig Schlaf bekamen. Leider mussten wir zweimal anhalten und die Maschinen rückwärts laufen lassen, weil wir irgendwelchen herumschwimmenden Müll in die Schraube bekommen haben. Nachts sieht man das leider nicht, man merkt durch die plötzlichen Vibrationen aber schnell dass etwas nicht stimmt. Meist sind es Plastiktüten, die im Meer landen. Diese Art von Müll hat in den letzten Jahren leider stark zugenommen.

Die letzten 70 Seemeilen am nächsten Morgen zogen sich ewig, bis wir dann gegen 12:30 Uhr Sardinien am Horizont sehen konnten. Gegen 15 Uhr waren wir an der Einfahrt der sogenannten „Fornelli Passage“, einer Durchfahrt zwischen zwei Inseln und dem Festland von Sardinien, die einen etwa 25 Seemeilen langen Umweg um die Insel Asinara herum erspart.

Die Navigation durch die Passage verlangte nochmal unsere volle Konzentration, ein nur geringes Abweichen von den durch Landmarken vorgegebenen Kursen kann zum Auflaufen auf Klippen und dem Verlust des Schiffes führen. Immer wieder passieren hier Unfälle.

Um 16:30 Uhr, nach über 33 Stunden Fahrt, fiel der Anker zum ersten Mal auf Sardinien, am Strand von La Pelosa. Hier gibt es einen großen Ankerbereich, mit flachem Wasser und Sandgrund. Wir waren hier vollkommen alleine. Am nächsten Tag machten wir einen Rundgang an Land, es ist wirklich ein traumhafter Platz hier!

Während wir auf den richtigen Wind zur Weiterfahrt warteten, stellten wir fest dass sich in unserem Steuerbordpropeller noch Plastikfolie befand. Ich musste also zum ersten Mal in diesem Jahr unfreiwillig ins Wasser. Es ist unfassbar dass der ganze Plastikmüll im Meer landet. Das Problem wird leider immer größer.

Nach zwei Tagen Ausruhen ging es dann weiter nach Castelsardo, einer Stadt am Sockel eines großen Trachytkegels. Die Altstadt zieht sich den Berg terrassenförmig empor und ist mit den bunten Häusern schön anzusehen. Leider war das Wetter nicht besonders, wir haben aber trotzdem das Castel auf der Bergspitze besichtigt. Die meisten Geschäfte und Restaurants sind allerdings wegen der Vorsaison noch geschlossen.

Der Hafen in Castelsardo hat uns nicht wirklich gefallen, deshalb sind wir am nächsten Tag die 10 Seemeilen nach Isola Rossa weitergefahren. Hier müssen wir nun ein paar Tage ausharren, es ist sehr viel Regen und Wind vorhergesagt. Ein großes Tief über Sizilien beschert uns dieses Mistwetter.

Bevor das nicht besser wird brauchen wir nicht weiter in Richtung Ostküste fahren. Dort steht als nächstes der Maddalena Archipel auf dem Programm, ein Naturschutzgebiet mit vielen Inseln und Ankerbuchten. Hier wollen wir uns auch mit Freunden treffen, die seit Jahren in Italien leben und dort Chartertouren anbieten.

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